Viking Race und Finale im Olympic Oval

AUTHOR: Dirk Gundel Saturday, March 19, 2011 TOPIC: Eisschnelllauf

Für die europäische Jugend sind im Eisschnelllaufen das traditionelle Viking Race in Heerenveen gleichzeitig Höhepunkt und Abschluß einer Saison. Der seit 1989 ausgetragene Wettkampf erlebte zahlreiche spätere Weltklasseathleten, seit 1992 auch die besten Deutschen Läufer der jeweiligen Jahrgänge. Gleich bei ihrem Einstand im März 1992 konnten die Deutschen die Siege in sechs Altersklassen verbuchen, unter anderem waren Anni Friesinger und Jan Friesinger damals erfolgreich.  Bis zu Beginn des neuen Jahrtausend zählte Deutschland zu den Protagonisten dieses Wettkampfes, doch in den letzten Jahren liefen insbesondere die älteren Jahrgänge deutlich hinter der Spitze her. Der letzte Sieg in der AK 17 datiert aus dem Jahr 2001 durch Sabine Seidel, die nur kurz darauf ihre Karriere beendete. In der AK 16 gingen bei den Mädchen bis zum Jahr 2003 der Großteil der Siege an Deutschland, doch nach Cindy Nedela konnte die DESG keinen Sieger mehr stellen.

Dieser Trend setzte sich auch in diesem Jahr fort, Junioren die in der AK 12 oder 13 noch die Wettkämpfe dominieren, laufen der Konkurrenz mit zunehmenden Alter hinterher. Das es auch anders geht zeigte Sverre Lunde Pedersen, der bei seinen Starts in Heerenveen von der AK 12 bis zur AK 16 dominierte und mittlerweile in der Weltelite angekommen ist.

Die DESG hatte im Vorjahr drei Titel gewonnen, Louise Baumann in der AK 12, Joshua Anderson (AK 12) und Andreas Höfer (AK 13). Der Grefrather Anderson konnte sich in diesem Jahr nicht für die Wettkämpfe qualifizieren, Andreas Höfer kam diesmal auf den vierten Rang und Louise Baumann auf Platz drei. Damit gehören beide erneut zu den besten deutschen Läufern, lagen aber deutlich hinter den Siegern. So war es wieder mal die AK 12 die für zwei deutsche Siege sorgte. Alicia Barndt aus Mylau siegte bei den Mädchen, Paul Galczinsky aus Frankfurt bei den Jungen. In der AK 14 musste sich Lea Dommerich nur ganz knapp der Niederländerin Naomi Weeland geschlagen geben. Während die Berlinerin nicht an ihre Bestzeiten herankam, konnte die Niederländerin ihre bisherigen Zeiten pulveresieren und einen vorher nicht für möglich gehaltenen Erfolg feiern.

Den fünften deutschen Podiumsplatz erkämpfte Doreen Lamb aus Mylau. Die JWM-Teilnehmerin war eine der wenigen deutschen Sportlern die zweimal ihre Bestzeit verbessern konnte und belegte am Ende den zweiten Platz hinter der Niederländerin Rein Anema. Wo aber die Weltspitze in dieser Altersklasse steht, konnte Doreen an der zweifachen Vizeweltmeisterin Pien Keulstra sehen, die außer Konkurrenz um 4,5 Punkte besser als die stärkste deutsche Juniorin war.

Das die deutsche Erfolgsbilanz 2011 mit 2 x Gold, 2x Silber und 1x Bronze nicht sonderlich berauschend ausfällt, hat seine Ursache vor allem darin, dass es nur wenigen deutschen Sportler gelang eine neue persönliche Bestzeit aufzustellen.  Insgesamt 393 Bestzeiten wurden auf den Einzelstrecken aufgestellt, nur ganze 10 davon von den Deutschen die aber 1/12 des Teilnehmerfeldes stellten. So wenig deutsche Bestzeiten gab es in der Historie des Viking Race noch nie. Die Niederländer gewannen sieben Entscheidungen, Polen (2) und Norwegen (1) holten sich die anderen Siege. Erstmals auf dem Podium stand ein Däne, Stefan Due Schmidt überraschte als Dritter in der AK 16.

DESGphoto Moritz Geisreiter DESGphoto / L. Hagen

Bestzeiten in Calgary

Das Olympic Oval Finale in Calgary war in den letzten Jahren durch zahlreiche Junioren-Weltrekorde geprägt. Hauptsächlicher Grund war, das der bisherige Sponsor des niederländischen Verbandes den aus dem Juniorenteam ausscheidenden Sportlern die Reise finanzierte und die sich oftmals mit sensationellen Zeiten bedankten. In diesem Jahre ist das anders, der Großteil der besten Junioren hat eine harte Saison mit WM, EM und Weltcups hinter sich und auch aus den Niederlanden ist nur Lotte van Beek aus dem Junioren Top-Team am Start. Von solch finanzierten Reisen können deutsche Sportler nur träumen. Eine kleine Delegation aus aktiven und ehemaligen Läufern hat sich in diesem Jahr zusammen gefunden und verbindet Urlaub und Wettkampf in Kanada. Die Truppe aus Berlin, Thüringen und Bayern hat sich in Calgary ein Haus gemietet, schaut sich die Sehenswürdigkeiten oder Eishockeyspiele an und sorgt in dieser entspannten Atmosphäre für glänzende Leistungen.

Herausragend dabei die 5000 Meter Zeit des Inzellers Moritz Geisreiter am Mittwoch. Der elftplatzierte der WM von Inzell verfehlte im Alleingang den deutschen Rekord nur knapp und verbesserte sich mit 6.21,09 min auf den vierten Platz der ewigen deutschen Bestenliste. Nicht ganz so weit nach vorn in der Bestenliste ging es für die Berlinerin Bente Kraus, die ihre Bestmarken von 500 bis 5000 Meter und auch im Minivierkampf teilweise deutlich verbessern konnte und über die 5000 Meter nun ebenfalls zu den Top-Ten der ewigen Rangliste zählt. (40,94/1.19,69/2.00,79/4.11,47/7.12,81/162,960)

Beachtliche Zeiten erzielte der Erfurter Eric Rauschenbach über 500 und 1000 Meter (35,84 und 1.10,66) jeweils knapp vor Hubert Hirschbichler, der seine 500 Meter Bestzeit auf 36,43 sec verbessern konnte. Bestzeiten erzielte auch der Berliner Nico Dorsch über 500,1000 und 5000 Meter. Am Start auch zwei “Ehemalige”. Während Sascha Wilhelm seine Karriere erst im November beendet hat, war es für Maximilian Schulz der erste Start nach  sieben Jahren Pause. Der Erfurter galt einst als hoffnungsvolles Talent, absolvierte sein letzes Rennen an seinem 16. Geburtstag, ehe ihn eine Erkrankung stoppte. Seine 39,52 Sekunden über 500 Meter sind unter diesen Vorzeichen eine überaus bemerkenswerte Leistung.

Immerhin 16 Landesrekorde wurden an den ersten vier Wettkampftagen aufgestellt, allein fünf durch Kaitlyn McGregor für die Schweiz und vier durch Brooke Lochland für Australien.

Die Wettkämpfe enden am Sonntag.