Sushi und Bulette

AUTHOR: SSN Sunday, November 9, 2008 TOPIC: Eisschnelllauf

DESGphoto Beixing Wang DESGphoto / L. Hagen

Für sechs Paare nahm Monique Angermüller auf dem virtuellen „hot chair“ des Berliner Weltcups über 500 m Platz. Ein prickelndes Gefühl. Ungewohnt, motiviert für weitere tolle Taten. „Das war die Kür nach der Deutschen, ohne Qualifikationsdruck.“ Die Berlinerin strahlte, wie immer – und drückte Jenny Wolf die Daumen. „Sie gewinnt und läuft hier wieder Bahnrekord.“

Die Fans im voll besetzten Sportforum verstummten anschließend beim Showdown der beiden überragenden Sprinterinnen: Jenny, die Berlinerin, Beixing aus dem Reich der Mitte. Mit dem Startschuss vibrierte die Halle. Lärm wie beim Eishockey oder beim Schaatsen in Heerenveen. Power contra Tempo, Wille gegen Härte. Die schiere Faszination des Duells, eine Königsdisziplin. Wie die 100 m in der Leichtathletik. Nervensache. Und dann entschied ein kleiner Stolperer der Siegerin vom Freitag. Das neue rotschwarze Trikot der 29-Jährigen, die zuletzt 21 Weltcupsiege über 500 Meter gefeiert hatte, geriet in Rückstand gegenüber silber und rot. „Das war schon ungewohnt, ich war überrascht und es war nicht nur dieser Fehler, dann stimmte auch die Technik nicht mehr optimal“, gestand sie hinterher – und musste kurz allein sein. Bah, keine Depression. Warum auch? „Ich habe analysiert. Nur wenn du aus einem Fehler lernst, kannst du besser werden.“ Eine Reaktion wie aus dem Lehrbuch. „Das wird ein Winter. Und wenn ich jetzt schon so stark bin…“ Jenny, für einmal nicht nur happy, sondern gestärkt aus zwei Herzschlagduellen hervorgegangen. Für Beixing Wang gilt ähnliches. Sie verehrt Jenny als Sportlerin, zwei Läuferinnen, die sich gegenseitig puschen.

Noch vor der Siegerehrung steckten die Rivalinnen der Eisbahn die Köpfe zusammen. Besprachen den Lauf gemeinsam. In bester Laune. Zwei Siegerinnen. Dann stiegen sie aufs Podest. Stolz, die Ovationen aufsaugend. Ihr asiatisch-deutscher Anteil an der Eisschnelllauf-Show: Sushi mit Bulette, auf diesen Geschmack darf man kommen…

Stimmen der Sieger

Beixing Wang / China, Siegerin 500 m (37,91 sec):

„Ich mag die Strecke in Berlin und vor diesem Publikum bin ich immer schnell. Das war ein schönes Rennen. Ich konnte nicht sehen, was Jenny neben mir macht, war völlig auf mich selbst fixiert. Wir haben gemeinsam das Rennen Revue passieren lassen, verstehen uns sehr gut. In diesem Winter will ich natürlich häufiger bei Weltcuprennen starten als in der vergangenen Saison. Ich freue mich auf Heerenveen. Dann sehen wir weiter.“

Joji Kato / Japan, Sieger 500 m (34,70 sec / Bahnrekord):

„Trotz der guten Zeit, die ich gelaufen bin: Das Rennen war nicht perfekt. Mein Start war nicht ideal, ich kam nicht richtig auf Touren. Die erste Kurve habe ich super erwischt, fehlerlos. In der zweiten Kehre dann musste ich kurz aufs Eis greifen, aber das hat mich keine Zeit gekostet. Nachdem ich gestern noch stürzte, habe ich jetzt Selbstvertrauen für die kommenden Rennen getankt.“

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