Olympiastarter gefragt – Isabell Ost

AUTHOR: Gastauthor Friday, February 5, 2010 TOPIC: Eisschnelllauf, Olympia

DESGphoto Isabell Ost DESGphoto / L. Hagen

Heute kommt der vorerst letzte Teil in der kleinen Reihe von Interviews, die Jörg "Hugo" Dallmann (Eis-Blog) im Vorfeld der Olympischen Spiele geführt hat. Als Gesprächspartnerin stand diesmal Isabell Ost, das Kücken im Deutschen Team – die sich durch starke Mannschaftsläufe empfohlen hat – Rede und Antwort.

Hallo Isi, Du hattest letztes Jahr Dein Weltcup-und Mehrkampf-WM-Debüt gegeben. Bist Du da mit dem Ziel nach Vancouver zu fahren in die Saison gestartet?

Im Sommer habe ich mich mit meinem Trainer Herrn Schubert unterhalten, das Mattschi sich für Olympia vorbereiten wird und ich eigentlich keine Chance (auf Grund der Anzahl der Plätze) haben werde mich zu qualifizieren. Mein Ziel sollte es sein, sich ins Weltcup-Team zu laufen und neue Bestzeiten auf meinen Strecken zu setzen. Die Olympischen Spiele waren von uns aus schon sehr unrealistisch.

Wie liefen dann die ersten Weltcups?

Die Testwettkämpfe und die Deutsche Einzelstreckenmeisterschaft gingen einigermassen. Der erste Weltcup in Berlin ging total in die Hose und ich war unzufrieden und Herr Schubert deutet schon an, dass ich wohl nicht mit nach Übersee genommen werde. Bei der zweiten Weltcup-Station in Heerenveen lief es dann aber auf einmal super und ich wurde im Teamlauf eingesetzt. Da sind wir dann überraschend Vierter geworden und das war meine Eintrittskarte für Calgary. In Canada wahren die Umstände auch wieder so, dass ich im Teamlauf gestartet bin und dort haben wir dann noch überraschender den dritten Platz belegt. Dies war dann mein Ticket nach Vancouver, da ich mich als Mannschaftsläufer angeboten hatte.

Warst Du dir da schon sicher?

Nein, gar nicht. Frauen-Cheftrainer Markus Eicher hat mit mir in Salt Lake City darüber gesprochen, dass er mich beim DOSB für die Spiele vorschlagen wird. Er schätzte die Situation aber so ein, dass ich nicht gleich bei der ersten Normierungsrunde aufgestellt werden würde und ich bis zum Schluss warten müsste. Ich war ja so was wie ein Wackelkandidat, hatte keine Einzelnorm und sollte nur für das Team mitgenommen werden. Mir war klar, dass es nichts wird. Ich hatte alles was ich mir für das Jahr vorgenommen hatte schon längst erfüllt. Bestzeiten laufen und in Calgary und Salt Lake am Start stehen und dazu noch die erste Welt Cup Medaille, was schon richtig toll war.

Und dann?

Ja, mir war klar, dass für mich eigentlich nur noch die EM im Mehrkampf in Frage kommt.

DESGphoto Stephanie Beckert DESGphoto / L. Hagen

Wie waren die Mannschaftsläufe für Dich, ist ja immer ein großer Druck, oder?

Oh ja. In Heerenveen war ich super aufgeregt und nervös. Das erste Mal bei so einer wichtigen Strecke in der Halle. Ich war froh und zugleich überrascht, dass es so gut lief und bin dankbar, dass mich Stephanie auf den letzten Metern ins Ziel geschoben hat. Umso überraschter war ich, und alle anderen auch, dass wir 4ter geworden sind. In dieser Besetzung!

Calgary war super schnell. Auf der Zielgeraden hat mir Mattschi einen letzten Schubser gegeben und ich bin gestürzt und ins Ziel gerutscht. Ich dachte jetzt ist alles vorbei. Es hängt ja so viel Verantwortung dran. Dass wir dann doch Dritter geworden sind und ich zur Siegerehrung durfte war der absolute Wahnsinn! Da hatte sich alles erfüllt, was ich mir je ausgemalt hatte.

In Salt Lake bin ich dann nicht eingesetzt worden, was aber von der Aufregung her schlimmer war als selber zu starten. Es war furchtbar. Ich bin jede Runde total mitgegangen und habe geschaut.

Wie war die Situation mit Claudia für Dich. Du konntest bis zuletzt nicht sicher sein, ob Du nicht doch noch Platz für sie machen musst.

Die Tatsache ist einfach, dass sie stärker ist als ich. Sie würde im Teamlauf eine bessere Leistung zeigen können, das ist Fakt. Wenn es so weit gekommen wäre, hätte ich meinen Platz geräumt. Klar wollte und will ich zu Olympia, aber es war nie schon jetzt mein Ziel. Mir ist klar, dass ich noch super jung bin und Sochi 2014 realistisch ist. Ich bin eigentlich jetzt noch nicht so weit und kann noch viel schneller, dass ich jetzt schon fahre, ist einfach unglaublich, einfach schön.

DESGphoto Isabell Ost DESGphoto / L. Hagen

Jetzt war klar, dass Du nominiert bist. Wann hast Du realisiert, dass Du dabei bist?

An dem Tag als ich es erfahren hatte, war ich gerade bei der Weihnachtsfeier bei meinem Arbeitgeber der Bundeswehr. Ich hatte mein Handy vergessen und Markus hat schon lange versucht mich zu erreichen. Die Jungs, die mit waren, kamen dann auf mich zu und gratulierten mir, sie hatten schon was durch den Buschfunk gehört. Ich winkte noch ab und sagte jaja. Als ich dann nach Hause gefahren bin, hat mich Markus endlich erreicht und mir um 10 Uhr Nachts gesagt, dass ich mit nach Vancouver fahre und mit im Team bin. Er war selber total überrascht und ich total fertig. Ganz realisiert hatte ich das dann aber noch nicht. Mit Claudia lag so viel in der Luft und ich bin eher davon ausgegangen, dass ich nicht fahre. Viele haben mich drauf angesprochen, Freunde, im OSP und andere Sportler, aber ich sagte immer ruhig bleiben. Erst zur Einkleidung, das auch noch am Pressetag des DOSB, konnte ich es endlich glauben und da ging es richtig los. So richtig glauben was da gerade passiert, werde ich sicher erst wenn wir rüber fliegen und ins Dorf ziehen. Wenn ich dann mit Mattschi im Zimmer stehe, dann bin ich mir wohl ganz bewusst, dass ich bei Olympia starte.

Ja, es ist nun mal eine ganz besondere Veranstaltung und nicht alltäglich! Was erwartest Du von deinen ersten Spielen?

Ich hoffe, dass ich viele Menschen und andere Sportler kennenlerne. Ich will die Atmosphäre spüren und merken das Olympia seine eigenen Gesetze hat, dass es eben etwas besonderes ist und es was bewirkt und ich euphorisch am Start stehe und stolz bin. Mein eigentliches Ziel ist aber Sochi und das bleibt auch so und hier will ich Erfahrungen sammeln. Klar werde ich im Team alles geben und die Weltcups hatten gezeigt was möglich ist, auch wenn die anderen Teams sicher auch noch ne Schippe auflegen werden. Das können wir aber auch!

Wann hast Du das erste Mal Olympia mitbekommen?

Erstes Mal Eiskunstlaufen Stefan Lindemann, vor 4 Jahren in Turin. Andere Spiele habe ich zwar wahrgenommen aber das erste Mal in Turin so richtig.

Warum gerade Stefan?

Durch meinen Bruder – er und auch ich waren selber früher Eiskunstläufer – und Stefan für uns beide immer ein Vorbild und der beste Läufer und vor allem der beste Springer. Das fand ich toll und unsere Familie hat halt immer Eiskunstlaufen geschaut. Eisschnelllaufen war noch nicht so im Mittelpunkt und die “Großen” mit denen ich jetzt nach Vancouver fahre, kannte ich bis letztens Winter noch gar nicht. Ich bin mit Patrick Beckert auch die Jüngste.

Bekommst Du Besuch bei den Games?

Leider nein. Natürlich haben meine Eltern und Freunde nix geplant gehabt, damit hatte keine gerechnet. Sie drücken aber zuhause die Daumen.

Auch an Dich die Frage, wirst Du zur Eröffnungsfeier gehen?

Auf jeden Fall! In diesem Jahr will ich so viel wie möglich von dem Olympic Spirit mit nehmen und dazu gehört nun mal ganz besonders die Eröffnungsfeier! Ich freu mich riesig drauf mit der Mannschaft einzulaufen! Yippie, ich fahre nach Vancouver!

Isi, ich wünsche dir Spaß und natürlich aber auch Erfolg. Genieße deine ersten Olympischen Spiele und sauge alles auf!

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