Tolle Zeiten in Erfurt, Hamar und Heerenveen

AUTHOR: Dirk Gundel Saturday, November 6, 2010 TOPIC: Eisschnelllauf

DESGphoto Jennifer Bay DESGphoto / L. Hagen

Die Deutschen Meisterschaften in Erfurt fanden wieder einmal fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Cirka 600 Zuschauer an drei Wettkampftagen verloren sich in der Gunda-Niemann-Stirnemann-Halle. Das die Meisterschaften zum Großteil in der Woche stattfanden, tat sicherlich sein Übriges dazu. Dabei hätte sich ein Besuch aus sportlicher Sicht durchaus gelohnt.

Am dritten Wettkampftag sorgte Stephanie Beckert für eine neue Jahresweltbestleistung über 5000 Meter, in 7.00,93 war sie mehr als drei Sekunden schneller als Brittany Schussler in Calgary. Zweite wurde, natürlich wieder mit neuer Bestzeit, die Dresdnerin Jennifer Bay. In 7.23,79 blieb sie knapp 1,5 Sekunden unter ihrer Bestzeit aus dem Oktober. Bronze nur knapp dahinter ging an Bente Kraus.

Über 1000 Meter sorgte Monique Angermüller kurzzeitig für eine Jahresweltbestzeit auf der Flachbahn. In überzeugenden 1.17,17 min verwies sie die 500 Meter Siegerin Jenny Wolf auf Rang zwei. Auch Jenny war mit ihren 1.17,47 mehr als zufrieden. Judith Hesse zeigte sich ebenfalls in guter Form und gewann in 1.18,47  die Bronzemedaille.

Auch die beiden Sieger bei den Herren zeigten überzeugende Leistungen. Samuel Schwarz distanzierte die Konkurrenz über 1000 Meter deutlich und siegte in 1.10,30 min. Frank Steiner sicherte sich überraschend Silber vor Nico Ihle.

Über 10000 Meter musste Marco Weber nicht an seine Leistungsgrenzen gehen, in 13.37,63 siegte der Münchener souverän. Überraschend sicherte sich Alexej Baumgärtner aus Chemnitz mit neuer persönlicher Bestzeit die Silbermedaille.

Nach dem der Wert deutscher Meisterschaften durch den Verband in den letzten Jahren mehr und mehr unterminiert wurde, neue Ideen, z.B. Deutsche Meisterschaften im Sommer, verworfen wurden, sollten in diesem Jahr die Einzel, Sprint- und Mehrkampftitel gemeinsam vergeben werden.

Das traurige Ergebnis: Keine Teilnehmerin im Mehrkampf der Damen, ein Teilnehmer im Sprint der Herren, zwei Teilnehmer im Mehrkampf der Herren, und im Sprint der Damen fehlten alle Läuferinnen die für den Weltcup qualifiziert sind. Die Sieger hießen am Ende: Marco Weber, Felix Scherf und Denise Roth.

Im niederländischen Heerenveen gab es am zweiten Wettkampftag zahlreiche Überraschungen. Über 1000 Meter siegte Marrit Leenstra in 1.16,84 min und war damit etwas schneller als die Deutsche Meisterin. Dahinter blieben Margot Boer, Laurine Van Riessen und Natasja Bruintjes hinter der Zeit von Monique Angermüller zurück. Der fünfte Startplatz für den Weltcup ging an Ireen Wüst.

Der 3000 Meter Wettbewerb ohne die zurück getretene Renate Groenevold und die formschwache Pauline van Deutekom, sorgte dann für zahlreiche Überraschungen. In einem leistungsschwachen Rennen siegte Ireen Wüst in 4.12,32 vor der 1000 Meter Siegerin Marrit Leenstra (4.14,71). Die international völlig unbekannte Marije Joling sicherte sich die Bronzemedaille und verbesserte ihre Bestzeit dabei um mehr als zwei Sekunden auf 4.15,41.  Moniek Kleinsman und Jorien Voorhuis konnten sich noch knapp die Weltcuptickets sichern.

Ausgerechnet Mark Tuitert, der über Twitter zum Boykott des ersten Weltcups aufgerufen hatte um die neue Regel zu kippen, ausgerechnet dieser Mark Tuitert wurde genau wegen dieser Regel disqualifiziert. Wenige Meter vor dem Ziel kam der Olympiasieger mit dem rechten Schlittschuhe ein paar Zentimeter über die Mittellinie und die Bronzemedaille war dahin. Der Sieg ging in 1.08,87 min an Simon Kuipers, der die Vorgabe von Stefan Groothuis (1.08,99) knapp unterbieten konnte. Altmeister Jan Bos profitierte von der Disqualifikation von Tuitert und gewann in 1.09,66 die Bronzemedaille. Auch über 1000 Meter konnte sich der junge Hein Otterspeer in 1.09,83 für den Weltcup qualifizieren.

Die norwegischen Einzelstreckenmeisterschaften stehen klar im Zeichen von Håvard Bøkko. Über 1500 Meter siegte der 23jährige in 1.47,09 min, vor dem erst 18jährigen Håvard Holmefjord Lorentzen der in 1.48,65 überraschend deutlich das Weltcupticket löste.  Auch Sverre Lunde Pedersen (1.50,51)  als Fünfter ist noch Junior.

Wesentlich überraschender der Sieg von Bøkko über 500 Meter. In 35,89 sec gewann der "Allrounder” vor den beiden Sprintern Espen Aarnes Hvammen und Even S. Johansen.

Die Wettbewerbe der Damen werden nach der Absage von Maren Haugli von den Junioren dominiert. Hanne Haugland in 40,14 sec vor Ida Njåtun (40,27) und Hege Bøkko (40,28) lautete die Reihenfolge über 500 Meter, über 1500 Meter siegte Ida Njåtun in 2.00,63 min deutlich vor Hege Bøkko.

Ein weiterer europäischer Spitzenläufer präsentierte sich in Baselga in glänzender Form. Enrico Fabris verbesserte am Freitag den 5000 Meter Bahnrekord auf 6.29,68 min.