Stimmen zum »Fall Éric Bédard« (Teil 1)

AUTHOR: Dirk Gundel Thursday, May 20, 2010 TOPIC: Short Track

DESGphoto Eric Bedard DESGphoto / L. Hagen

Die Nicht-Weiterbeschäftigung von Éric Bédard hat viele überrascht. Eigentlich fast alle, die sich in den zurückliegenden Jahren näher mit Shorttrack beschäftigt haben. Unter seiner Regie haben die deutschen Shorttracker einen Schritt nach vorn gemacht.Und wollten eigentlich noch weiter schreiten …  »Maos Heatbox« hat in einer ersten Reaktion Stimmen und Meinungen eingeholt. Heatbox-Leser, die selbst etwas dazu äußern wollen, sind eingeladen, dies (bitte sachlich) zu tun.

Offizielle Mitteilung des DESG (Quelle: desg.de):
[…] Während keine Verlängerung des Vertrags mit Eric Bédard, Bundestrainer der Kufenflitzer, zustande kam. „Seine Anforderungen lagen weit außerhalb unserer Möglichkeiten“, bekräftigt Heinze. Man bedauert die Entwicklung, bestätigt gegenseitige Wertschätzung. Aber auch die finanziellen Unterschiede differierten deutlich. […]

Éric Bédard (gegenüber Maos Heatbox):
I’m in shock that DESG did not accept my request! If DESG change its mind, I will be there soon! But now I’m looking for a another job … I’m really desapointed, I couldn’t realise it!
Es hat mich schockiert, dass die DESG meine Bitte* nicht akzeptiert hat. Falls es sich die DESG anders überlegt, bin ich sofort da. Aber jetzt schaue ich mich erst einmal nach einem anderen Job um. … Ich bin sehr enttäuscht und kann es nicht verstehen.
*) Es ging um Heimaturlaub im Sommer 2010

Matthias Kulik, DESG-Teamleiter Shorttrack (gegenüber Maos Heatbox):
Ich bin mit dieser Situation unzufrieden, Eric wäre der richtige Mann für den Job. Wenn man sich jedoch nicht auf eine gemeinsame Grundlage einigen kann, hilft dies keiner Partei weiter. Wir werden jetzt versuchen, einen neuen Trainer für unsere Nationalmannschaft im Speziellen, aber auch für die Shorttrack-Entwicklung im Allgemeinen zu finden. Es ist ganz klar, dass wir dabei wieder über die Grenzen unseres Landes hinaus blicken und es ist unser Ziel, einen würdigen Nachfolger für Eric zu finden. Ich bin optimistisch, jedoch wird es sicherlich nicht einfach, bereits morgen eine Lösung anbieten zu können.

Miroslaw Kulik, DESG-Vizepräsident ST (autorisiertes Zitat aus einem Rundbrief):
Der Misserfolg in der Weiterverpflichtung Eric Bedards hat mich sehr betroffen. Die Vorstellungen von Eric Bedard waren vielfältig. Neben seinem persönlichen Gehalt bezogen sie sich auch auf die Shorttrack-Organisation und die Aufstellung des Trainerteams. Das Konzept hat sowohl die Bereitschaft der DESG für Änderungen und anscheinend auch die finanziellen Möglichkeiten des Verbandes überschritten, sodass unüberwindbare Diskrepanzen in der Verhandlung mit Eric entstanden sind. Ich habe mich für weitere Verhandlungen eingesetzt und meine Vermittlung für einen Kompromiss angeboten, aber leider vergeblich. Ich bin froh über die optimistischen Worte des Teamleiters und  weiß, dass wir im Team neben erfahrenen Trainern eine Gruppe jungen engagierten Neueinsteiger haben die als ehemalige ST-Läufer den Optimismus und das Potential besitzen unserem Nachwuchs und auch die Nationalmannschaft kompetent zu unterstützen.

Paul Herrmann, Staffel-WM-Dritter 2010 (gegenüber Maos Heatbox):
Ich hatte schon länger ein komisches Gefühl im Bauch, beispielsweise, weil sich die Vertragsverhandlungen so lange hingezogen haben. So gesehen traf mich die Entscheidung, die ich von Eric Bedard selbst per E-Mail erfuhr, nicht völlig überraschend. Trotzdem hat es mich schwer getroffen, ich bin sehr enttäuscht. Ich kenne die Details nicht, woran es gescheitert ist, aber nach all dem, was Eric Bedard mit uns erreicht hat, ist es eine völlig unverständliche Entscheidung. Klar hat er uns manches Mal sehr gequält, aber dann haben wir auch gesehen warum, denn der Erfolg gab ihm recht. Jetzt überlege ich natürlich, wie es für mich weitergeht. Mit Eric Bedard hatte ich klar einen Weg gesehen, näher an die Weltspitze heranzukommen. Wenn ich nochmal vier Jahre weitermache, dann nur, wenn ich so eine Perspektive sehe. Ich habe keine Lust auf ewig zweistellige Platzierungen international. Wenn es nicht doch einen Weg gibt, Eric ins Boot zurückzuholen, oder eine ähnlich hochklassige Lösung, muss ich mir überlegen, ob es für mich weitergeht, wie es für mich weitergeht, oder ob ich mit diesen vier Jahren nicht etwas Besseres anzufangen weiß.

Matthias Opatz (Mao), Herausgeber von »Maos Heatbox«:
Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Da kommt einer, wie ihn die DESG im Shorttrack noch nie hatte, ein Profi mit Erfahrung und Erfolg, begeistert Sportler und Umfeld, sorgt für (gemessen an der schmalen Basis) ausgezeichnete Ergebnisse, und wird abserviert. Ich weiß nicht, was im Detail gelaufen ist, aber ich weiß dies: Wenn man mit Shorttrack aus der Nische herauskommen will und im Konzert der Großen wenigstens die zweite Geige spielen will, muss sich einiges ändern im Shorttrack. Genau das wollte Bédard. Wenn nicht alle Schritte auf einmal gehen, muss man sich auf einen Kompromiss einigen. Ich kann einfach nicht glauben, dass dies nicht möglich gewesen sein soll. Aus meiner Sicht: Mehr als ein Schritt zurück.

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